Im Oktober 2010 planten meine Frau Tatjana und ich, Peter, eine Reise nach
Moldawien, um Verwandte meiner Frau dort zu besuchen. Meine Frau Tatjana
ist dort aufgewachsen und war dort 17 Jahre lang Grundschullehrerin. Da ich
noch nie in Moldawien war und wir mit dem Auto reisen wollten, war es für mich
fast so, wie eine Abenteuerreise.
Die Routenberechner im Internet
schlugen als schnellsten und
kürzesten Weg vor, über Polen und
die Ukraine nach Republik Moldau
(so heißt Moldawien jetzt) zu fahren.
Da wir jedoch eventuell längeren
Grenzaufenthalt an der Grenze
Polen/Ukraine und Ukraine/Moldau
vermeiden wollten, beschlossen wir
uns, den längeren Weg über
Tschechei, Slowakei, Ungarn und
Rumänien bis nach Chisinau, die Hauptstadt von Moldawien, zu benutzen, da
die zu durchfahrenden Länder bis nach Moldawien inzwischen alle EU-Länder
mit entsprechend offenen Grenzen sind und wir davon ausgingen, dass es zu
keinen Wartezeiten an irgendwelchen Grenzen geben würde, außer vielleicht
nach Moldawien. Die Gesamtlänge der Strecke von Hohenfelde (bei Elmshorn)
nach Chisinau beträgt dann somit etwa 2200 Kilometer. Das bedeutet, es
müsste einmal übernachtet werden. Die Planung war, gegen Mitternacht zu
fahren, um nicht in irgendwelche Staus zu geraten, die die Zeitplanung
durcheinanderbringen würden. Dann mußte ein Hotel gebucht werden. Damit wir
möglichst weit kommen, haben wir uns für Cluj-Napoca in Rumänien
entschieden, damit konnte zugleich noch ein Kurzbesuch bei einer ehemaligen
Schülerin von Tatjana verabredet werden. Den nächsten Tag würden wir dann
früh weiterfahren und am späten Nachmittag in Chisinau ankommen. Ein
günstiges Hotel in Cluj-Napoca wurde im Internet für 2 Personen incl. Frühstück
gebucht und eine Vignette für die Tschechei konnte ich ebenfalls im Internet
über den ADAC bestellen. Somit war die Hinreise geplant, mußte noch die
Rückreise geplant werden. Da die Route zurück die Gleiche war, habe ich mir
ausgerechnet, wieder morgens ganz früh zu fahren und dann ein Hotel in
Budapest zu reservieren. Auch das wurde dann kurzerhand per Internet erledigt.
Die Reise konnte losgehen. Da wir für die Verwandschaft allerhand
Geschenke im Auto verstaut hatten, unter anderem auch ein Klimastandgerät
für meine Schwiegereltern und auch noch einige Erwachsenenwindeln nebst
Garschok für Olga´s kranken Opa mit verstaut werden mußten, war der Wagen
bis oben hin voll. Mensch, haben wir gedacht, was werden die moldawischen
Zöllner wohl sagen, alles auspacken und genau kontrollieren? Na hoffentlich
nicht.
Abfahrt
Nachts um 0:00 Uhr am 15.Oktober fuhren wir also los, sind glatt
durchgekommen und haben ca. 5:00 Uhr die tschechische Grenze passiert und
dank der zuvor schon besorgten
Vignette konnten wir einfach ohne Halt
weiterfahren. Hinter Brno sind wir
Richtung Bratislava weitergefahren und
dann hat sich der Magen gemeldet. Also
haben wir an einer Autobahntankstelle
gefrühstückt, getankt und eine Vignette
für die Slowakei besorgt. Kein Problem
mit der Sprache, der freundliche Mann
an der Kasse hat gebrochen deutsch
gesprochen. Wir waren satt und
zufrieden und weiter ging die Fahrt. Wir
waren schneller in der Slowakei, als wir
gucken konnten, von Grenze war nicht viel zu sehen. Da war nur das EU-Schild
und das man jetzt in der Slowakei ist. Hier konnten wir
deutschsprachige Sender aus Österreich im Radio hören. Aber
der Weg nach Ungarn ist ja nun nicht sehr weit, eh wir uns
umsahen, waren wir auch schon an der Grenze. Hätte ich eine
Vignette, hätte ich einfach weiterfahren können, so mußte ich
aber in ein ehemaliges Grenzgebäude und dort eine Vignette
kaufen. Auch hier sprach der freundliche Mann deutsch, aber mit
österreichischem Akzent. Weiter ging es Richtung Rumänien, wir
mußten aber Budapest tangieren. Und da hatten wir Pech. Auf
dem Navi war nicht eindeutig zu erkennen, welche Fahrspur die
Richtige für uns ist. Als wir den Fehler bemerkten, war ein
Spurwechsel nicht mehr möglich und wir kamen unweigerlich
mitten in den Stadtverkehr von Budapest. Ich weiß nicht, ob das
nun jeden Tag hier so ist, aber es ist Freitagvormittag und ganz
Budapest ein Stau. Wir haben mehr gestanden, als das wir
gefahren sind und haben hier mehr als eine Stunde verloren. Irgendwann
waren wir dann heraus aus dem Gewusel und konnten, eben mit Verspätung,
die Fahrt Richtung Cluj-Napoca fortsetzen. Allerdings, wir fuhren weiterhin nach
Navi, kam uns der Weg zur rumänischen Grenze ziemlich lang vor. An der
Grenze dann angekommen wurden doch tatsächlich von den Grenzern unsere
Pässe und die Fahrzeugpapiere eingesehen. Darüber war ich dann doch
erstaunt. 100 Meter weiter war dann ein kleines Häuschen, da saß eine junge
Dame drinnen und verkaufte die RO-Vignette. Mit leichten
Verständigungsschwierigkeiten wurde auch das geschafft. Allerdings fragte ich
mich, wofür die Vignette denn war, haben wir doch keinen einzigen Kilometer
Autobahn in Rumänien gesehen, lediglich, das die dort in Bau war. Ab jetzt ging
es nur noch über Landstraße und ich mußte feststellen, daß das Navi viele
Straßen in Rumänien gar nicht kennt. Aber wir haben dann verspätet gegen
22:00 Uhr unser Hotel gefunden. Dort war man sehr freundlich, das Zimmer war
auch in Ordnung und somit konnten wir noch zur späten Stunde die Familie der
ehemaligen Schülerin meiner Frau besuchen. Dort gab es erst einmal etwas zu
Essen und dann gab es viel zu erzählen. Naja, für mich weniger, ich verstehe ja
kaum russisch. Russisch deshalb, weil zur Sowjetzeit Moldawien ein Teil der
Sowjetunion war und somit dort russisch gesprochen und gelehrt wurde. Nach
der Perestroika, als die ehemaligen Sowjetländer wieder selbstständig wurden,
durfte russisch an den Schulen von Moldawien nicht mehr gelehrt werden, es
wurde nur noch moldawisch gesprochen. Moldawisch ist gleich rumänisch. Da
meine Frau als Grundschullehrerin aber nur russisch konnte, wurde sie in
Moldawien arbeitslos und hatte somit keine Perspektive mehr, Geld zu
verdienen. Jedenfalls war es bei der Familie sehr nett und wir haben auch
erzählt, das wir sehr viel Gepäck mithaben und befürchteten, wir müßten an der
Grenze alles auspacken. Nun hatten sie zufällig einen Bekannten, ein
Busfahrer, der am nächsten Tag abends abfahren würde und den Tag darauf,
also Sonntag, in Chisinau ankommen würde. Wir könnten einen großen Teil
unseres Gepäcks dort lassen, der Busfahrer würde alles mitnehmen und unser
Auto würde nicht mehr so übervoll aussehen. Das taten wir dann auch, in der
Hoffnung, das am Sonntag in Chisinau alles klappt.
Übernachtung in Cluj-Napoca und Weiterfahrt nach Moldawien
Unser Auto hatte es jetzt erheblich leichter und sah nicht mehr so voll aus. Nach
dem Besuch fuhren wir wieder zum Hotel, das Auto war auf einem
abgeschlossenen Parkplatz und wir gingen zufrieden schlafen. Morgens um
7:00 Uhr haben wir dann gefrühstückt. Allerdings gab es nicht wie gewohnt
Brötchen, sondern Eieromelette und Kaffee. Nach dem Frühstück fuhren wir
gleich weiter Richtung Moldawien. Eine Route, die uns vom Ehemann der
Schülerin aufgegeben wurde, Karte hatten wir ja mit. Wir fuhren Mitten durch
Graf Dracula´s Gebiet, Transylvanien und durch die Karpaten. Wunderschön.
Aber irgendwie kommt man nicht so voran. Als Fortbewegungsmittel sieht man
auch etwas weniger Autos und immer mehr Pferdefuhrwerke. Meistens mit
einem Pferd, manche auch mit zwei Pferden. Auf dem Pferdefuhrwerk, so
denke ich, alles echte Zigeuner. Und die Fuhrwerke haben irgendwie alle
Kennzeichen dran? Naja, ist wohl so. Und wir haben die RO-Vignette und keine
Autobahn. Nur Straßen, wo man von einem Dorf in das Nächste kommt, also
meistens 50 km/h. Nach dem wir dann aber Iasi passiert haben und entlang dem
Grenzfluss Prut nah an der moldawischen Grenze entlangfuhren, erreichten wir
in der Dämmerung den Grenzübergang Albati. Die rumänischen Zöllner winkten
uns durch und wir kamen bei den moldawischen Zöllnern zu stehen. Nachdem
dann unsere Papiere mitgenommen wurden, hatten wir wohl eine viertel Stunde
Wartezeit. Obwohl niemand vor uns war, konnten wir vorfahren und wieder etwa
15 Minuten warten. Danach kam ein Zöllner und wollte den Kofferraum sehen.
Ich machte auf, Tatjana sagte dann auf russisch, "ja, Pampers und Garschok für
Derduschka", also Windeln und Töpfchen für den Opa (kurz zuvor haben wir
per Handy die Nachricht erhalten, das Olga´s Opa gerade gestorben ist). Der
Kofferraum war ja nun auch bis oben hin vollgepackt mit Windeln und
Garschok, aber mehr wollte der Zöllner dann zum Glück nicht sehen. Wir
wurden dann zur Kasse geschickt, es war dann noch ein Umweltbeitrag von
umgerechnet 5 Euro zu zahlen, weil wir mit dem Auto einreisten und danach
konnten wir wieder weiterfahren.
1.Tag, Ankunft in Chisinau
Nun wurde es recht dunkel und das Navi kennt nicht alle Straßen, aber den Weg
nach Chisinau konnte er uns weisen, auch wenn es vielleicht ein Umweg war.
Jedenfalls haben wir dann ca. gegen 19:00 Uhr unser Ziel gefunden und Anatoli
hat uns schon erwartet und uns zum Hauseingang gelotst, wo wir das Gepäck
direkt vor der Tür ausladen konnten. Anschließend hat er uns zu einem nur
etwa 100 Meter entfernten Tag und Nacht bewachten Parkplatz geführt, dort
konnten wir das Auto für bescheidene 8 Euro neun Tage abstellen. Dann trafen
wir bei diesen beiden wunderbaren Menschen ein, Anatoli und Svetlana Barbei.
Swetlana ist die Cousine von meiner Frau Tatjana. Hier
durften wir neun Tage sein. Anatol war früher mal die rechte
Hand des Präsidenten und ist heute Journalist für Ökologie.
Swetlana ist die tolle rechte Hand von Anatoli. Für die
angenehmen Tage in Chisinau danken wir euch beiden recht
herzlich. Die herzliche und liebevolle Gastfreundlichkeit
werde ich nicht vergessen. Am nächsten Tag wurden wir mit
der ganzen Familie von Svetlana und Anatoli in ein
erstklassiges Restaurant eingeladen. Die Familie, das sind
die älteste Tochter Marianna mit Ehemann Sergej und Sohn
Dmitri, die jüngere Tochter Elena mit Ehemann Ruslan. Was
wir nicht wußten war, dass Svetlana und Anatol an diesem
Tag ihren 35. Hochzeitstag feierten. Das war dann doch für
uns eine große Überraschung und somit feierten wir 35.
Hochzeitstag und Begrüßung der seltenen Gäste in einem.
Der Tisch war reichlich verziert mit tollen, essbaren Sachen
für das Auge und den Gaumen ein Genuss. Getränke
wurden ständig nachgeschenkt, man konnte sich einfach
nicht verweigern. Obwohl ich kein einziges Wort verstand, Tatjana mußte mir
alles auf deutsch übersetzen, haben wir uns köstlich amüsiert.
2.Tag, Besuch bei Melesti Mici
Einen Tag später wurden wir zu einer Besichtigung
eingeladen, zur Weinkellerei "Melesti Mici", etwas
außerhalb gelegen von Chisinau. Unser "deutscher Sergej",
so haben wir ihn genannt, weil er ein Schiffchen auf dem
Kopf trug mit deutschem Abzeichen darauf. Er hat es extra
für uns aufgesetzt, allerdings haben wir auch bemerkt, daß
das Abzeichen das der DDR war, was aber für Sergej aber
wohl keinen Unterschied machte. Jedenfalls hat Sergej
Svetlana und uns dort hingefahren. Dort angekommen
erfuhren wir dann, daß Milesti Mici die größte Weinkellerei
der Welt ist und daher auch im Guinnes-Buch eingetragen
ist. Die Weinkellerei ist unterirdisch und mit dem Auto
befahrbar mit einer gesamten zur befahrenen Strecke von
weit über 200 km. Wir haben natürlich nur einen ganz
kleinen Bereich der Weinkellerei mit weiblicher Führung
befahren und besichtigt.
Nachdem wir eine ganze Zeit durch die unterirdischen
Katakomben fuhren, haben wir
uns auch einige Vorträge
angehört. Für mich dann auch
speziell auf deutsch. Auf dem
Bild sieht man, dass die
Weinflaschen voller
Spinnweben sind. Diese darf
man nicht berühren oder
entfernen, da diese sehr
wichtig für den Erhalt der
Temperatur sind. Was für mich
sehr interessant war, das war
die Aussage, dass der
damalige russische Präsident
Gorbatschow während der
Perestroika
verfügt hat, sämtliche Weinbestände vom Milesti Mici zu
vernichten. Wer nicht dort war, kann sich nicht vorstellen,
welche unvorstellbaren Mengen Wein und Sekt zu vernichten
waren auf einer zu befahrbaren Gesamtstrecke von über 200
km Länge, links und rechts vom Boden bis zur Decke gefüllt
mit Weinflaschen. Das fanden die Moldawier nicht lustig und
haben sich in geheimer Mission etwas einfallen lassen. So
hat man eine Wand in einer unterirdischen Straße derart
manipuliert, dass eine Wand quer zur Straße als eine nicht
zu identifizierende Schiebetür mit Weinfächern eingebaut
wurde. Hinter dieser Tür waren so viele Kilometer Platz, daß
man den größten Teil des Weinbestandes dort lagern und
sichern konnte. Tür zu und den russischen Kontrolleuren
konnte man ein vom Wein befreites Milesti Mici vorführen.
Die kannten sich ja schließlich nicht so genau aus in diesen
Katakomben. Nach
der Perestroika, also nachdem auch
Moldawien wieder ein eigenständiges
Land war, hat man den Wein wieder
herausgeholt und in die Fächer
gestapelt. Auf meine Frage, ob denn
Gorbatschow später mal wieder im
Milesti Mici war, hat man mir
geantwortet, “ja”. Da war ich natürlich
neugierig und habe gefragt, was er
denn dazu gesagt hätte, dass man den
Wein doch nicht vernichtet hat.
Antwort von Gorbatschow
war darauf: “Das habt ihr wirklich gut gemacht”.
Nach der Begehung kamen wir dann an eine Wand, die von großen
Weinfässern verziert war. Plötzlich öffnete sich ein Weinfass und
wir betraten einen großen, hochherrschaftlichen Raum. Es ertönte
Musik von zwei Musikern in moldawischer Tracht, einer mit Geige,
der andere mit Akkordeon, und wir wurden überrascht, denn sie
spielten deutsche Musik wie z.B. “Rosamunde”. Unsere
Verwandten haben es denen zuvor gegen Bares gesteckt, daß
deutscher Besuch kommt. Auf dem Tisch dann tolle Verköstigung
und vier verschiedene Flaschen Wein mit entsprechender Anzahl
Weingläser, die wir dann alle durchgekostet haben. Ein wahrer
Genuss für Auge und Gaumen.
3.Tag. Gestorbenen Derduschka besucht, später die Lehrerin von
Tatjana getroffen
Am nächsten Tag haben wir uns mit Olga´s Mutter Tamara vor der Wohnung des
verstorbenen Opa´s getroffen, um einige Dinge zu übergeben, die wir
mitbrachten. Da ich mich nicht noch nicht so auskannte und ich auch nicht
wußte, wie dort die Verbrechensrate ist, sind wir mit dem Taxi gefahren. Der
Preis ist schließlich sehr günstig, jedenfalls in unseren Euro umgerechnet, denn
für die ziemlich weite Fahrt bezahlte ich nur etwa 5 Euro. Dort angekommen war
aber noch niemand da. So sind wir schon mal zur Wohnung hinaufgegangen,
da wir annahmen, Tamara wäre schon drinnen. Die Tür stand auch offen und wir
traten ein. Inmitten des Wohnzimmer der kleinen Wohnung lag der Opa
aufgebahrt und nahe zum Fenster saß ein Geistlicher, der ununterbrochen in der
Bibel las und den Eindruck erweckte, als würde er uns überhaupt nicht
bemerken. Wir sind dann erst mal schnell wieder verschwunden und haben uns
unten vor der Haustür mit Tamara getroffen, um dann erneut wieder in die
Wohnung zu gehen. Dort haben wir erst einmal solche dünnen, abgemagerten
Kerzen angesteckt, eine Weile neben dem Opa von Olga, der ja auch der Vater
von Tamara war, verbracht und haben dann anschließend Tamara zur Kirche
mitgenommen und sind dann zurück in die Wohnung von Anatoli und Svetlana.
Wieder umgerechnet nur etwa 5 Euro. Für so einen Weg würden wir in Hamburg
mindestens 30 Euro zahlen.
Am Nachmittag haben wir die ehemalige und schon betagte Lehrerin von
Tatjana besucht. Den Weg konnten wir zu Fuß zurücklegen, der Weg führte an
dem Zimbru-Stadion vorbei, wo der HSV am 21.7.2007 im UI-Cup gegen den
Dacia Chisinau nur ein 1:1 erzielte. Das Rückspiel in Hamburg gewann der HSV
dann 4:0. Egal, an der nächsten Kreuzung mußten wir dann nach links und noch
150m weiter, dann hatten wir das Gebäude erreicht, wo die Lehrerin wohnt. Die
Tochter öffnete die Tür und führte uns hinein. Die Lehrerin hat sich unglaublich
gefreut, Tatjana nach so vielen Jahren wieder zu sehen und ich war natürlich
auch herzlich willkommen. Natürlich mußten wir erst eine Kleinigkeit essen und
Tee trinken. Und es wurde aus vergangenen Zeiten geplaudert und wie es jetzt
alles so läuft. Scheint ja recht interessant zu sein, solch seltener, deutscher
Besuch. Nachdem dann alle Neuigkeiten ausgetauscht wurden, haben wir uns
verabschiedet und sind wieder zu Svetlana gegangen.
Beim Abendessen und später konnten wir uns auch viel mit Anatoli und Svetlana
unterhalten, ich habe dann vom Leben in Deutschland erzählt und das es heute
auch nicht mehr so leicht ist, wie noch vor 30/40 Jahren. Das für den normalen
Bürger die Einkünfte rückläufig wurden, das allgemeine Leben teurer und das
die deutschen nicht alle Millionäre seien, wie man das so z.B. in Moldawien
gedacht wird. Wir konnten uns über Politik und das allgemeine Leben
unterhalten und offensichtlich habe ich es auch geschafft, das weitläufig
negative Bild über Deutschland ins positive Licht zu rücken. Und wir sind uns
darüber einig, das die moldawische Politik auch etwas dazu lernen könnten,
wenn sie nur wollten, um dieses arme Land weiter nach vorn zu bringen. Aber
leider bis dato heute haben sie es noch nicht einmal geschafft, einen
Präsidenten zu wählen.
4.Tag. Natürlich waren wir auch bei Tatjanas Eltern
Natürlich waren wir nicht nur einmal bei Tatjanas Eltern zu
Besuch, aber heute mal wieder. Wir haben ein Klimagerät
mitgebracht, weil es im Sommer oft sehr, sehr warm ist und
in der Wohnung stickig ist. Einige andere Kleinigkeiten
haben wir auch mitgebracht, so daß die Freude und das
Wiedersehen sehr groß ist. Wir haben auch etwas leckeres
mitgebracht, Hähnchen. Für uns eigentlich nichts
besonderes, wir bezahlen zu Hause für ein halbes
Hähnchen etwa 2,50 Euro. In Moldawien ist es für uns
umgerechnet in moldawische Lei auch kein schlimmer
Preis, aber für einen Rentner aus Moldawien kostet ein
halbes Hähnchen ein ganzes Vermögen, es geht dafür fast
die halbe Monatsrente drauf, ist also unbezahlbar. Kein
Wunder, daß man in Moldawien denkt, die deutschen wären
alles Millionäre. aber der Euro ist hier nun mal gut im Kurs.
Deshalb sind wir ja auch zu Tatjanas Eltern wieder mit dem
Taxi gefahren, einmal quer durch Chisinau für 5 Euro,
warum sollte ich also das Auto nehmen.
Wir haben also wieder einmal schön gegessen, wenn ferner, seltener Besuch
kommt, gibt es auch immer reichlich davon. Danach habe ich Grigory geholfen,
Rollos anzubringen, er kann ja auch nicht mehr so nach zwei Schlaganfällen.
Nachdem wir wieder zu Svetlana fuhren, haben wir uns auch mal Geschäfte
angesehen und sind auch mal mit dem Bus gefahren. Der Fahrer fährt und im
Bus läuft immer ein Schaffner herum und kassiert sofort bei den neu
hinzugestiegenen Fahrgästen. So gibt es keine Schwarzfahrer. Die Busse
fahren in gewissen Takten, z.B. alle 10 Minuten, da braucht man keinen
Fahrplan, und wenn der irgendwo im Stau steht, dann wartet man eben, der
nächste Bus kommt bestimmt. Und, da steht keiner wie vielleicht in Hamburg an
der Haltestelle und guckt demonstrativ auf die Armbanduhr, nur weil der Bus mal
3 Minuten Verspätung hat, nein, das gibt es hier nicht. Ich glaube, bei uns zu
Hause ist man zu verwöhnt. Auch im Bus in Chisinau, wenn ich zahle, sind das
umgerechnet nur Centbeträge.
Am frühen Abend haben wir uns mit den ehemaligen Schülern
von Tatjana getroffen. Der Weg führte wieder am Zimbru-
Stadion vorbei und an der nächsten Kreuzung links, nach etwa
200 Meter war dann auf der linken Seite ein Lokal. Die Schüler
hatten uns eingeladen. Die Freude des Wiedersehens war
riesengroß. Der Tisch reichhaltig gedeckt. Auch ich hatte keine
Kontaktschwierigkeiten, obwohl ich kein Wort verstand. Ein
bischen englisch half gut und Tatjana hat übersetzt. Es wurde
also gegessen, geschnackt, dann spielt dort noch Livemusik,
einer am Keyboard und eine Frau, die ganz toll russische
Lieder sang, es war unglaublich schön. Alle sprachen von alten
Zeiten und
wie schön
es war und
obwohl ich
kein russisch verstehe. Ich
hatte ja Tatjana, und sie hatte
sehr viel Arbeit, alles für mich
zu übersetzen und
umgekehrt. So verlief auch
dieser Abend sehr
harmonisch und wir haben
zugesagt, wenigstens alle 5
Jahre nach Chisinau zu
kommen und uns wieder zu
treffen.
5.Tag Die Fahrt nach Besarabka
Wir, Svetlana, meine Schwiegermutter Ludmila, klein Dmitri, Tatjana und ich
fuhren nach Besarabka, ein Dorf im Süden von Moldawien gelegen. Ein recht
weiter Weg dorthin und links und recht viele, viele verkümmerte
Weinreben, alles voll davon aber unbearbeitet und allein
gelassen noch von der ehemaligen Sowjetzeit. Heute findet
man nicht genügend Abnehmer für den Wein und somit wird es
nicht mehr bearbeitet. Schade. Zuerst wollten wir zum Friedhof
von Besarabka und dort die verstorbenen Großeltern von
Tatjana besuchen und das Grab gleich etwas auffrischen und
mit Schneeglöckchen, Tulpen und Narzissen aus unserem
Garten bepflanzen. Somit waren erst einmal alle mit Unkraut
beschäftigt und sogar klein Dmitri hat sehr viel geholfen, so
daß wir schneller fertig wurden und zur Tante von Tatjana
weiterfahren
konnten.Dort
angekommen
wurden wir
natürlich
zünftig
Willkommen geheißen und nach
ausgiebiger Begrüßung wartete
der reichlich gedeckte Tisch mit
leckeren Sachen, die sie selbst
das ganze Jahr
über nicht essen.
Aber für einen
seltenen Besuch
aus Deutschland
übernimmt man
sich und gibt viel Geld aus. Verhungert bin ich in Moldawien
jedenfalls nicht. Nach dem Essen und viel schnacken sind wir dann
spazieren gegangen. Wie man mir sagte, waren es nur ein paar
Schritte zur ukrainischen Grenze, man mußte nur an ein paar
Hühnerställen und Weinreben, an denen jetzt viele Trauben hingen,
vorbeigehen und schon war man da. Das wollte ich mir natürlich
nicht entgehen lassen und gleich auch mal gucken, wie die Ukraine
so aussieht. So kamen wir an einen Grenzpfahl und stellte mich
dann auch mal hinter diesen Grenzpfahl. Nun kann ich sogar
behaupten, daß ich auch mal in der Ukraine war, wenn auch ohne
Eintrag in den Paß. Grenzleute gab es da auch nicht, die da Wache
schieben und in der Ukraine sah es irgendwie genau so aus, wie in
Moldawien, ist aber trotzdem die Ukraine. Daher auch ein Foto mit
klein Dmitri am Grenzpfahl. Nachdem wir also einige Zeit in
Besarabka verbracht haben, war es dann auch wieder Zeit, uns zu
verabschieden. Auch wenn ich nicht sehr viel verstehen kann und
immer auf Tatjana als Dolmetscher angewiesen bin, so kann ich
doch eines mit Gewissheit sagen. Die Leute dort sind sehr herzlich
und gastfreundlich. Sie sind nicht reich und leben in bescheidenen
Verhältnissen. Aber sie vermissen eigentlich nichts. Sie brauchen
kein Handy oder
Laptop, sie
erleben nicht
den täglichen
Stress, wie wir in unserer
Gesellschaft. Sie leben etwa
so wie wir vor 60 Jahren und
irgendwie beneide ich sie
darum. Zur Verabschiedung
gab es dann noch einen
kleinen Umtrunk und daß wir
dann wieder gut nach Hause
kommen würden und
vielleicht mal wieder den
Weg nach Besarabka finden.
6.Tag. Mit Larissa im Museum, abends Geburtstag feiern
Svetlanas Tochter Marianna hat eine Schwiegermutter, die
heißt Larissa. Und es war für mich eine Wohltat, daß Larissa
Dolmetscherin für deutsch ist. Wir waren mit ihr im Museum
von Chisinau und Larissa konnte mir alles auf deutsch
erklären. Auf diese Weise konnte ich etwas mehr von
Moldawien kennenlernen, ohne zu glauben, ich hätte nur die
hälfte verstanden. Und Tatjana war vom übersetzen etwas
entlastet. So haben wir eine Zeit lang im Museum verbracht
und einiges dazugelernt.
Das Foto links sollte unbedingt dabei sein, meinte Tatjana,
denn auf dem Foto erkennt man ganz deutlich zwei “Medwed”,
das sind natürlich Bären. Natürlich haben wir einiges von
Moldawien und der Geschichte dazugelernt, aber wenn ich sagen sollte, ob ich
mir das alles merken kann, muss ich zugeben, nein, das kann ich nicht, aber
man hat einen Einblick gehabt und das gehört nun einmal dazu. Anschließend
waren wir mal in einem Elektronikgeschäft und haben uns mal angesehen, was
es da alles gibt und zu welchen Preisen und sind weitergegangen zu einem
Markt, wo überwiegend Bilder verkauft werden. Gemälde mit oder ohne schönen
Rahmen, Bernsteinbilder, Weintrauben aus Holz, Matruschkas und andere
Souveniers.
Am Abend wurden wir
dann anlässlich meines
Geburtstages in ein Lokal
mit moldawischtypischen
Gerichten eingeladen. Zum
Glück wurde ein Tisch
reserviert, denn das Lokal
war ziemlich voll. Den
Abend zuvor allerdings
konnten Svetlana und
Anatoli die Zeit nicht
abwarten um mir dann
schon einige Geschenke
zu überreichen. Naja,
jedenfalls war die ganze
Familie da und zusätzlich unser “Deutscher” Sergej.
Somit habe ich das erste mal im Leben mein
Geburtstag mal nicht in Deutschland verbracht,
sondern ganz gemütlich in einem Lokal in
Chisinau/Moldawien.
7.Tag. Volles Programm
An dem Tag waren wir noch viel unterwegs. Erst fuhren wir zu Tamara und ihrer
Mutter, also auch Babuschka von Olga. Die hat uns schon erwartet und war
gerade dabei, ihre Spezialität
für uns zu kochen. Plazinde.
Köstlich. Aber wir haben uns
dort nicht lange aufhalten
können, denn wir fuhren
noch zu Friedhof von
Chisinau, um dort noch
Gräber aufzusuchen und
dann waren wir noch zum
Abschiedsessen von Sergej
und Marianna eingeladen
worden, wo sich die Familie
eingefunden hat. Wie immer,
wenn
Besuch
kommt, ist
der Tisch reichhaltig gedeckt. Tatjana und ich, wir sind hier in
Moldawien ganz schön durchgefüttert worden. Dennoch habe
ich in dieser Zeit 2 Kg abgenommen. Einerseits wohl, weil wir
viel zu Fuß unterwegs waren, andererseits wohl auch, wegen
der moldawischen Küche mit viel Gemüse.
An diesem letzten abend sind wir dann nochmal mit dem Taxi
zu einer Cousine von Tatjana gefahren, sie heißt auch
Svetlana, die sie auch lange nicht mehr gesehen hat. Auch hier
war die Freude groß, leider war Svetlana nur mit ihrem Sohn zu
Hause, der Ehemann war beruflich unterwegs. Hier haben wir
nochmal
schön
Kaffee
getrunken und uns nett
unterhalten und sind dann
wieder zur letzten
Übernachtung nach
Svetlana und Anatoli
gefahren.
Tag der Abreise
Eine schöne Reise nähert sich dem Ende. Morgens 6:00 klingelt der Wecker, es
wird gefrühstückt und dann hole ich den Wagen vom bewachten Parkplatz. Gut
daß Svetlana dabei war, der Mann dort wollte für die ganzen Tage kassieren.
Svetlana konnte ihm aber klar machen, daß schon alles im Voraus bezahlt
wurde bei einem anderen Kollegen. Eine Quittung gab es dort ja nicht. Also
beim nächsten mal auf eine Quittung bestehen.
Dann ging es mit dem Wagen vor die Tür, Gepäck mit dem Fahrstuhl
heruntergeholt und eingepackt und dann sind wir mit Svetlana an die
Hauptverkehrsstaße gefahren, denn dort haben wir auf Tamara gewartet die wir
dann mit nach Hamburg genommen haben. Dann haben wir uns verabschiedet
und sind Richtung Heimat gefahren. Diesmal haben wir geplant, bis
nach Budapest zu kommen und dort in einem Hotel zu
übernachten, Daß wir zuvor auch schon im Internet vor
Reisebeginn gebucht
hatten. Aber
zunächst mußten wir
aus Moldawien
ausreisen und durch
Rumänien nach
Ungarn fahren. Die
Fahrt war schön und
angenehm, Aber
wieder ging es nur
von einem Dorf
durch das andere
Dorf und an
Schnelligkeit war da
nicht zu denken. In
den Karpaten hoch in den Bergen haben wir dann mal Halt
gemacht um etwas zu speisen und uns die Beine zu vertreten und
weiter ging es.
Wieder waren viele
Pferdekutschen zu
sehen, mehr als
Autos, die Gegend
sah auch etwas
ärmlich aus, aber je
weiter wir Richtung
Westen kamen, um
so weniger
Pferdefuhrwerke und
mehr Autos waren zu
sehen. Irgendwann
passierten wir die
Grenze nach Ungarn
und etwa 21:00 Uhr haben wir dann das Hotel Dank Navi ohne
Probleme erreicht. Auch hier ein schönes Hotel, wir haben noch
einen Augenblick den Fernseher eingeschaltet und sind dann
eingeschlafen. Am nächsten Morgen sind wir nach dem Frühstück
wieder weitergefahren und sind ohne Probleme nach Richtung
Hamburg glatt durchgekommen. An einem Rastplatz an der A23
hat dann Olga ihre
Mutter samt Gepäck
in Empfang
genommen und nach
den restlichen paar Kilometern
waren auch Tatjana und ich
wohlbehalten zu hause
angekommen.
Lorem ipsum Dolor
Moldawien